Folge 56: Ladeeinheiten-Sicherung: Der Kipptest mit dem Stapler Teil 2

Kipptest – Hinweise zur praktischen Anwendung

Es sollte zunächst das Ziel, das erreicht werden soll, festgelegt werden. Dies ist abhängig vom Transportmittel, da es einen Unterschied macht, ob nur LKW-Transport stattfindet oder auch kombinierter Verkehr. Es kann auch sein, dass nur eine neue Verpackungsvariante getestet werden soll. Die folgende Liste ist ein Anhalt und nicht vollständig.

  1. Ziel festlegen
  2. Testbereich abstecken, um in Ruhe zu arbeiten
  3. Stapler mit feinfühliger Hydraulik und zuverlässigem Bediener auswählen
  4. Zwei bis drei gleichartig gepackte Ladeeinheiten die geprüft werden können
  5. Winkelmesser und ein bis zwei Videokameras bzw. Handyfilmer
  6. Verpackungs-Hilfsmittel
    a. Umreifungsband
    b. Wickelfolie
    c. Kantenschutzwinkel
    d. Kantenschutzecken
    e. Rutschhemmende Materialien
    f. Sonstige Materialien, je nach Zulassung

1. Ziel festlegen

Es ist wichtig festzulegen, welches Ziel erreicht werden soll. Zum Beispiel: Die Ladeeinheit so verbessern, dass ein Kippwinkel von 26Grad erreicht wird, weil dies der Beschleunigung von 0,5g entspricht. Dieses Ergebnis muss dreimal nacheinander erreicht werden, ohne dass sich die innere Struktur der Ladeeinheit auflöst.

2. Testbereich abstecken, um in Ruhe zu arbeiten

Es macht Sinn, im Lagerbereich oder einem anderen überdachten Bereich eine Fläche abzustecken, die während der Tests nicht durch andere genutzt wird. Gegebenenfalls mit Flatterband kennzeichnen.

3. Stapler mit feinfühliger Hydraulik und zuverlässigem Bediener auswählen

Es ist zweckmäßig, dass sich der Staplerfahrer mit dem Ablauf vertraut macht und das Anheben der Palette ein paarmal übt. Die späteren Ergebnisse werden davon abhängen, ob der Staplerbediener sauber arbeitet. Es kommt darauf an, dass er die Palette mit einer gleichmäßigen, langsamen Bewegung bis zum gewünschten Winkel anhebt und die Bewegung nicht unterbricht. Beim Unterbrechen und Fortsetzen des Anhebens treten häufig Beschleunigungsspitzen auf, die das Ergebnis verfälschen. Andererseits zeigen solche Spitzen, wie eine Ladeeinheit auf senkrechte Beschleunigungen durch Bodenwellen, Bordsteinkanten, Schlaglöcher oder ähnliches reagiert.

4. Zwei bis drei gleichartig gepackte Ladeeinheiten die geprüft werden können

Es sollten mehrere Ladeeinheiten verfügbar sein, damit bei unerwartetem Verhalten, z.B. Umsturz, die Zeit für das Wiederherstellen eingespart wird.

5. Winkelmesser und ein bis zwei Videokameras bzw. Handyfilmer

Die Kippwinkel können auf verschieden Art und Weise gemessen werden. Welche zur Anwendung kommen hängt entscheidend von der Arte der Ladeeinheit ab.

a.: Winkelmesser auf oder an der Ladeeinheit.

Verfügt die Ladeeinheit über einen festen Rahmen oder Teile, die sich nicht relativ zum Ladungsträger verformen, kann der Winkelmesser dort befestigt werden. Auch die Entscheidung ob elektronisch oder manuell ist zu klären. Es gibt Handy-Apps, die den Winkel sehr genau messen. Jedoch ist die Art und Weise, wie das Handy beim dynamischen Messen auf der Ladeeinheit befestigt wird, ein Problem. Mechanische Winkelmesser, die nach dem Schwerkraftprinzip arbeiten, sind dabei unproblematischer.

Wichtig ist zu prüfen, wie der Winkelmesser befestig werden kann. Stabile Ladeeinheiten, sind dafür eher geeignet als solche, welche ihre Form beim Kippen auflösen können wie. z.B. Kartonagen, Kanister, Eimer usw. Im Beispiel rechts ist der Winkelmesser auf der Deckpalette einer Palette mit Fässern befestigt.

b.: Winkelmesser die nicht mit der Ladeeinheit verbunden sind.

Eine einfache Lösung ist das Herstellen eines Winkelmessers aus einer Pappscheibe oder einem durchsichtigen Material. Beginnend an einer Kante wird die Gradeinteilung mit Filzstift auf das Material übertragen. Die Länge der Linien sollte mindestens 50cm betragen. Bei dieser Art muss darauf geachtet werden, dass beim Anheben der Ladeeinheit der Nullpunkt des Winkelmessers immer mit der Kippkante übereinstimmet, um keine falschen Ergebnisse zu bekommen.

Hier wurde der Winkel auf eine Plexiglasscheibe vergrößert. Die schwarzen Striche sind nur mäßig zu erkennen. Eine andere Farbe, z.B. gelb würde besser zum Ausdruck kommen. Auf dem Bild ist auch die Nummer des Tests zu erkennen. Die sollte auf jedem Bild vorhanden sein, damit es bei der Dokumentation besser zugeordnet werden kann.

c.: Verwenden von Meterstäben

Der Winkel kann auch mittels Meterstäben gemessen und errechnet werden. Dazu wird ein Meterstab mit dem Nullpunkt an der Kippkante auf den Boden gelegt. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass Nullpunkt und Kippkante immer übereinstimmen. Im zweiten Schritt wird der Abstand Unterkante Ladungsträger <-> Boden bei der 1m-Marke gemessen. Ein Abstand von 50cm würde einer z.B. Beschleunigung von 0,5g entsprechen. Das entspricht dem Rechengang: 50cm / 100cm = 0,5 = Tangens

Das Bild rechts zeigt ein Beispiel. Der Winkel kann mit hinreichender Genauigkeit abgelesen werden. Mit Powerpoint lässt sich auf diese Art auch die Dokumentation erstellen, in dem eine Linie eingefügt wird, die parallel zur Palettenkante den Winkel anzeigt.

Das Bild links zeigt ein Beispiel, bei dem Winkelmesser und Meterstab kombiniert verwendet wurden.

Anhand der Vergrößerung lässt sich der Winkel ablesen.

30°=tan 0,5773

Anhand der Vergrößerung lässt sich die Kipphöhe ablesen. 57cm / 100cm = 0,57

Es ist zu erkennen, dass beide Methoden hinreichend genau sind.

Beim Testdurchlauf sollten zwei Videokameras das Geschehen aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln filmen. Mehr Bilder sind immer besser als zu wenig. Die Uhrzeit der Aufnahmegeräte vorher synchronisieren, um die Bilder später vergleichen zu können. Eine Kamera so installieren, dass der Winkel abgelesen werden kann.

Beim Testdurchlauf müssen im Wesentlichen zwei Ergebnisse erzielt werden:

  • Wie groß ist der erreichte Kippwinkel
  • Wie haben sich die Ladegüter auf der Palette verhalten.

Die Dokumentation hat eine wichtige Funktion. Sie soll alle Randbedingungen für die Tests beschreiben. So kann zu Beispiel ein Foto mit den Einstellungen des Stretchwicklers für den aktuell Test eingefügt werden.

Ein Foto vom Bedienpanel des Stretchwicklers erspart detaillierte Beschreibungen.

zu 6. Verpackungs-Hilfsmittel

  1. Umreifungsband

Wenn Ladegüter mit Umreifungsband auf einem Ladungsträger befestigt werden, dann entspricht dies der Sicherungsmethode „Niederzurren“. Das bedeutet, die Wirkung hängt wesentlich von den Reibkräften innerhalb der Ladeeinheit und der zwischen Ladungsträger und der ersten Lage ab. Die Reibkraft wird durch die Vorspannung im Umreifungsband erzeugt. Geht diese Vorspannkraft verloren, dann ist auch die Sicherungskraft nicht mehr vorhanden und die Ladeeinheit damit nicht mehr transportsicher. Die Ursachen sind vielfältig. Zum Beispiel kann ein Karton einreißen, das Band vom Fassumfang wegrutschen oder das Umreifungsband gibt der Vorspannung nach (insbesondere PP-Band).

  • Wickelfolie

Mit Wickelfolie/Stretchfolie kann eine Ladeeinheit u.a. automisch gesichert werden. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass über die ganze Höhe der Ladeeinheit eine gleichmäßig dicke Folienschicht erreicht wird und der Ladungsträger mit eingebunden ist.

  • Kantenschutzwinkel

Kantenschutzwinkel bieten die Möglichkeit in Verbindung mit Umreifungsband oder auch mit Wickelfolie, die Ladeeinheit zu einer kompakten Ladung zu formen. Die Winkel können sowohl senkrecht, als auch waagrecht angebracht werden.

  • Kantenschutzecken

Kantenschutzecken verhindern, dass das Umreifungsband beim Spannen sich in den Karton eindrückt und die Vorspannkraft dadurch verloren geht. Sie können auch durch Kantenschutzwinkel ersetzt werden.

  • Rutschhemmende Materialien

Wie in allen Bereichen der Ladungssicherung können rutschhemmende Materialien auch in einer Ladeeinheit eingesetzt werden. Eine rutschhemmende Zwischenlage im Format 120x80cm ist gut geeignet die Säulenstapelung von Kartons zu stabilisieren.

  • Sonstige Materialien, je nach Zielsetzung.

Es gibt natürlich noch viele andere Materialien, die sich zur Sicherung von Ladeeinheiten eignen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ziel muss immer sein, aus den einzelnen Packstücken auf einem Ladungsträger eine Einheit zu formen, die sich beim Transport wie ein Stück verhält.

Während des Ankippens muss auf folgendes geachtet werden:

  1. Wie verhalten sich die einzelne Packstücke zu einander
  2. Schließen sich eventuell vorhandene Lücken bei zunehmendem Kippwinkel
  3. Fangen die Packstück eher an zu rutschen oder zu kippen
  4. Kippen die Packstücke Säulenartig. Das ist besonders bei Eimern und Kanistern zu beobachten.
  5. Wie verhält sich die unterste Kartonlage beim Ankippen. Wird sie z.B. durch den Druck verformt.
  6. Kommt es durch eine ruckartige Schwerpunktverlagerung zum Umsturz der Ladeeinheit.

Aus diesen Beobachtungen lassen sich Rückschlüsse ziehen, mit welchen Maßnahmen sich die Ladeeinheit am ehesten stabilisiert werden kann.

Dieses umfangreiche Thema lässt sich noch weiter detaillieren, würde aber an der Stelle zu umfangreich werden. Meine Empfehlung, packen sie die Tests an und lernen daraus. Keine Angst, wenn sich die Ladeeinheit nicht so verhält wie es erwartet wurde. Mutig anpacken und mit Verbesserungen weitermachen.

Ich wünsche Ihnen guten Mut und frohes Schaffen.

Bleiben Sie dran.

Ihr Sigurd Ehringer

Zum nächsten Beitrag >>

Rothschenk Sortiment

4 gute Gründe für Rothschenk

SERVICE

Unser Kundencenter kennt nur ein Ziel: Aus Ihren Problemen Lösungen zu machen. Ob Standard Staupolster, Bestseller oder persönlich auf Ihren Bedarf abgestimmte Ladungssicherung – wir begleiten Sie konsequent von A wie Außendienst bis Z wie Zertifizierung. Das ist unser Versprechen an Sie, als Leader in unserer Branche.

PROFI-QUALITÄT

Wir legen großen Wert auf professionelle Ladungssicherung. Deshalb verfügen wir über eine eigene Produktion, die durch moderne Fertigungstechnologien und strenge Qualitätskontrollen eine zuverlässige Funktionsweise sicherstellen. So bieten wir unseren Kunden ein umfassendes und qualitativ hochwertiges Angebot im Bereich der Transportlogistik.

ZERTIFIZIERUNG

DIN ISO 9001:2015, EMAS und Ecovadis sind kein Fremdwort für Sie? Dann ist es an der Zeit mit den Besten zusammen zu arbeiten.
Mit uns gehen Sie kein Risiko ein – wir wurden auf der Bewertungsplattform für Nachhaltigkeit EcoVadis mit der Platin-Medaille ausgezeichnet.

NACHHALTIGKEIT

Als Unternehmen für Ladungssicherung sind wir stolz darauf, verschiedene Zertifizierungen zu haben, die unsere Nachhaltigkeitsbemühungen und unser Engagement für Umweltschutz und soziale Verantwortung bestätigen. Das bedeutet für Sie als Einkäufer, dass wir sowohl innerbetrieblich als auch entlang der Lieferkette die Umsetzung hoher Umwelt- und Sozialstandards fordern und fördern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert