Wer die LKW mit offener Ladefläche auf den Autobahnen aufmerksam überholt, wird überwiegend die Niederzurr-Methode sehen. Das ist die Methode, welche die meisten Fahrer und Verlader kennen, aber auch jene, die häufig nicht effizient und ausreichend genug ist.
Was sich unter den Planen verbirgt ist natürlich nicht zu sehen.
Eine wirksame, aber bei den Fahrern/Verladern wenig bekannte Methode ist das Kopflashing oder Kreuzlashing. Wobei sich das Kopflashing in bestimmten Branchen durchzusetzen beginnt. Meistens dort, wo die LKW eher zu schwer als voll werden.
Beide Methoden zählen zum formschlüssigen Spektrum der Sicherungsmethoden.
Es bestehen drei wesentliche Unterschiede zum Niederzurren:
1. Es wird die LC (Lashing capacity) der Sicherungsmittel genutzt
2. Die Sicherungskraft wird erst wirksam, wenn sich die Ladung bewegen will.
3. Die LC wird durch die Reibung nicht reduziert
Das Kopflashing
Die Anwendung des Kopflashings ist einfacher, weshalb meine Beschreibung damit beginnt.
Mit den üblichen Standard-Zurrgurten kann das Kopflashing nur beim Planenaufbau oder Hamburger-Verdeck genutzt werden. Beim Kofferaufbau geht das nicht, weil diese in vielen Fällen keine Zurrpunkte am Boden haben und weil das Festende des Gurtes von 50 cm zu kurz ist.
Die Ratsche wird zwischen Ladung und Seitenwand eingeklemmt. Ein Adapterstück, z.B.: ein kurzes Losende mit Haken und Öse, wäre die Lösung.
Das Anbringen eines Kopflashing ist dann angesagt, wenn der LKW nicht ganz voll wird.
Das heißt der Abstand zum Heckportal ist größer als 15 cm.
Um den Gurt in Position zu halten werden je nach Situation zwei oder drei Paletten hochkant gegen die Ladung gestellt. Die Palettenfüße nach hinten.
Die Paletten sollen auch die Kraft der Gurte auf eine Fläche verteilen. Damit die mittlere Palette Druck durch die Gurtspannung bekommt, sollte der Gurt außen vorbei Laufen.
Den oder die Gurte so einhängen, dass der Zurrwinkel α auf alle Fälle unter 45° liegt.
Sollten größere Sicherungskräfte erforderlich sein, kann ein zweiter Gurt angebracht werden.
Das Kopflashing eignet sich auch gut, um die Ladung in Fahrtrichtung gegen eine Vorladung zu sichern.
Häufig ist die Vorladung nicht stabil genug, um formschlüssig dagegen zu stauen.
Wichtig ist in dem Falle, einen geringen Abstand zur Vorladung zu halten, damit eine Bewegung im Rahmen der Gurtdehnung unkritisch bleibt.
Die mögliche Sicherungskraft hängt im Wesentlichen von der LC der Zurrpunkte ab. Wird ein Gurt mit einer LC von 2.000 daN verwendet, kann mit einer Sicherungskraft von 2×2.000 daN gerechnet werden.
Die Reibkraft sollte beim überschlägigen rechnen unberücksichtigt bleiben, das ist die Reservekraft für Ungenauigkeiten, bzw. für den Kraftverlust durch den Zurrwinkel.
Sofern ein Gurt mit einer LC von 2.500 daN benutzt wird, darf nur mit der LC der Zurrpunkte gerechnet werden, ausgenommen diese halten nachweislich mehr. Es muss in jedem Falle das schwächste Glied der Sicherungskette beachtet werden.
Das Kreuzlashing
Das Kreuzlashing ist eine Methode, die den vergleichbaren Effekt hat, wie das Kopflashing. Voraussetzung sind jedoch formstabile Ladeeinheiten. Für kleinteilige Ladeeinheiten ist diese Methode nicht geeignet.
In Branchen, welche Gitterboxen verladen, ist diese Methode eine gute Lösung.
Bei Gitterboxen ist es wichtig, die Gurte bereits einzuhängen, bevor die letzte Ladereihe geladen ist.
Danach werden die Gurte über Kreuz nach oben geführt, weiter über die oberen Ecken der Gitterbox und zurück zur Ladefläche. Um einen möglichst flachen Zurrwinkel zu erreichen, sollte die Gurtlänge soweit es geht ausgenutzt werden.
Die optimale Wirkung wird erzielt, wenn die Gitterboxen nur einlagig gestaut sind.
Fazit
Da viele Fahrer mit diesen Methoden wenig Erfahrung haben, sie deswegen nicht selten ablehnen und niederzurren wollen, macht es Sinn, dass die Verlader eine Verladeanweisung mit Bildern erstellen.
Damit lassen sich die Fahrer eher überzeugen. Überhaupt macht die Sprachbarriere zwischen Fahrer und Verlader es notwendig, mit Bildern zu arbeiten.
Am besten, wenn die einzelnen Phasen Schritt für Schritt dargestellt werden. Diese Anweisungen ausdrucken, laminieren und am Stapler bereithalten.
Dieses Vorgehen hat sich in der Praxis bewährt.
Ihr Sigurd Ehringer
<< Zum vorherigen Beitrag
Folge 33: Problembehandlungen – Sperrmittel richtig einsetzen
Zum nächsten Beitrag >>
Folge 35: Buchtlashing bzw. Slinglashing – Anwendung und Einsatzmöglichkeiten
Sigurd Ehringer
✔ VDI-zertifizierter Ausbilder für Ladungssicherung ✔ Fachbuch-Autor ✔ 8 Jahre Projektmanager ✔ 12 Jahre bei der Bundeswehr (Kompaniechef) ✔ 20 Jahre Vertriebserfahrung ✔ seit 1996 Berater/Ausbilder in der Logistik ✔ 44 Jahre Ausbilder/Trainer in verschiedenen Bereichen —> In einer Reihe von Fachbeiträgen aus der Praxis, zu Themen rund um den Container und LKW, erhalten Sie Profiwissen aus erster Hand. Wie sichert man Ladung korrekt und was sind die Grundlagen der Ladungssicherung? Erarbeitet und vorgestellt werden sie von Sigurd Ehringer, Inhaber von SE-LogCon.