Diesmal möchte ich den geneigten Lesern ein paar Situationen zeigen die jeder, mit geschärftem Auge, dem richtigen Blick, im Straßenverkehr ebenfalls sehen könnte.
Mit geschärftem Auge meine ich die Fähigkeit Dinge/Situationen zu sehen, ohne konkret danach zu suchen. Wer sich diese Fähigkeit angeeignet hat, wird sie hoffentlich auch im eigenen Unternehmen einsetzen. Da bringt nur Vorteile!

Es ist mir leider kein besseres Bild gelungen. Die verwendeten Ketten zu Sicherung der Ladung sind mit unterschiedlichen Methoden eingesetzt.
Die Sicherung nach hinten mit der Kette entspricht dem Kopflashing. Das ist soweit OK. Die Sicherung nach vorn mit zwei Ketten entspricht der Niederzurrmethode. Das lässt sich an den Winkeln erkennen. Im Falle einer Vollbremsung könnte sich das Betonteil so weit nach vorne bewegen, bis die Ketten straff werden. Die Stirnwand aus Holzbalken, gestützt durch die Steckrungen werden diese Bewegung hoffentlich verhindern.
Es wäre wirksamer gewesen, die vier Haken der Ketten etwa 1m weiter hinten anzuschlagen. Dann wäre aus dem kraftschlüssigen Niederzurren ein formschlüssiges Buchtlashing geworden.

Diese Ladung besteht aus Kunststoff-Absperrelementen und ist also sicherlich nicht schwer. Die Gurte sind am Rahmen der Bordwand eingehängt, der dafür nicht konstruiert ist.
Vermutlich handelt es sich um einen Schüttgut-Aufbau der keine Zurrpunkte auf der Ladefläche hat. Unabhängig davon, ob die Ladung ausreichend gesichert ist oder nicht, ist das Fahrzeug nicht für den Stückgut-Transport geeignet.


Wer sich unter anderem auch mit dem Beladen von Containern beschäftigt, weis sicherlich, dass die Plompe um 180 Grad gedreht angebracht werden müsste.
Diese Situation vermittelt dem Betrachter den Eindruck, dass die Beteiligten nicht genau wissen, wie so was zu machen ist. Das fällt auch den Kontrolleuren im Hafen auf und sie denken, na, schauen wir mal nach.

Wer gedanklich die Oberkante der Räder und die der Radkästen mit einer Linie verbindet wird feststellen, dass sie nicht parallel verlaufen. Das sieht irgendwie nach Überladung aus.
Überladung wirkt sich auf die Lenk- und Bremsfähigkeit, also die Betriebssicherheit aus. Das ist die Verantwortung des Fahrers gem. §23 StVO Pflichten des Fahrzeugführenden.

Der Hydraulikhammer für einen Bagger ist auf alle Fälle schwer. Er ist durch das kraftschlüssige Niederzurren gesichert, eine prinzipiell ungünstige Methode. Die Bremsverzögerung beim PKW wird mit 0,9g angenommen, die vom LKW nur mit 0,8g.
Was würde wohl passieren, wenn der Fahrer bremsen müsste. Man mag es sich gar nicht vorstellen. Im schlimmsten Fall hat der Fahrer den Hydraulikhammer im Kofferraum seines PKW.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Den Eindruck vermittelt diese Situation. Der hintere Gurt sichert die Ladung gegen davonfliegen, aber nicht gegen das Verrutschen bei einer erzwungenen Ausweichbewegung mit 0,5g nach links oder rechts. Der vordere Gurt läuft so flach über die Ladung, dass er keine nennenswerte Sicherungskraft erzeugt.
Die Ladung wäre gesichert, falls Antirutschmatten verwendet werden. Die sind jedoch, wegen des Blickwinkels, nicht zu erkennen. Der Gesamteindruck lässt eher ein Nein vermuten.

Schwere Betonfertigteile. Die einzelnen Ladeinheiten vorbildlich durch Kopflashing gesichert. An den Umlenkungen sind Kantengleiter eingesetzt. Hier wissen die Beteiligten was zu tun ist. So sollte es sein.

Spundwände mit Ketten niedergezurrt. Noch ist nichts passiert, aber diese Sicherung ist vollkommen unzureichend. Auch fehlt der Formschluss zu den Rungen. An der Hauswand ist „HaarScharf“ zu lesen. Vielleicht ist das eine Prophezeiung.
Das folgende Bild ist nicht von mir, sondern vom KLSK. Es zeigt die Folgen der falschen Sicherung. Es hätte schlimmer kommen können.

Sehr schön, alles brav gesichert. So soll es sein.
Auch wenn ich als Rentner längst nicht mehr in der ersten Reihe sitze, lässt mich das Thema nicht los. Als Autofahrer könnte ich allerdings jederzeit betroffen sein. Das sollte die Leser meiner Beiträge bedenklich stimmen und dazu veranlassen, im eigenen Unternehmen nach Verbesserungen Ausschau halten.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein geruhsames Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Dann geht es mit der nächsten Folge weiter, denn das Thema ist fast unerschöpflich.
Packen Sie es an, es kann nur besser werden!
Ihr Sigurd Ehringer

Sigurd Ehringer
✔ VDI-zertifizierter Ausbilder für Ladungssicherung ✔ Fachbuch-Autor ✔ 8 Jahre Projektmanager ✔ 12 Jahre bei der Bundeswehr (Kompaniechef) ✔ 20 Jahre Vertriebserfahrung ✔ seit 1996 Berater/Ausbilder in der Logistik ✔ 44 Jahre Ausbilder/Trainer in verschiedenen Bereichen —> In einer Reihe von Fachbeiträgen aus der Praxis, zu Themen rund um den Container und LKW, erhalten Sie Profiwissen aus erster Hand. Wie sichert man Ladung korrekt und was sind die Grundlagen der Ladungssicherung? Erarbeitet und vorgestellt werden sie von Sigurd Ehringer, Inhaber von SE-LogCon.
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