Folge 23: Formschluss beim LKW

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Folge 23: Formschluss beim LKW

Die Ladung mit formschlüssigen Sicherungsmethoden zu sichern, ist in den meisten Fällen die beste, einfachste und sicherste Lösung. In der Praxis herrscht jedoch oft Unklarheit darüber, welche Randbedingungen erfüllt sein müssen, damit das tatsächlich funktioniert.


Sigurd Ehringer - SeLogCon

Zum Autor:

In einer Reihe von Fachbeiträgen aus der Praxis, zu Themen rund um den Container und LKW, erhalten Sie Profiwissen aus erster Hand.
Wie sichert man Ladung korrekt und was sind die Grundlagen der Ladungssicherung?

Erarbeitet und vorgestellt werden sie von Sigurd Ehringer, Inhaber von SE-LogCon:

  • VDI-zertifizierter Ausbilder für Ladungssicherung
  • Fachbuch-Autor
  • 8 Jahre Projektmanager
  • 12 Jahre bei der Bundeswehr (Kompaniechef)
  • 20 Jahre Vertriebserfahrung
  • seit 1996 Berater/Ausbilder in der Logistik
  • 44 Jahre Ausbilder/Trainer in verschiedenen Bereichen

Folge 23: Formschluss beim LKW


Seit 2007 gibt es die EN-12642 mit dem sperrigen Titel: „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen – Aufbauten an Nutzfahrzeugen – Mindestanforderungen; Deutsche Fassung EN 12642:2016“.

Die meisten verwenden den landläufigen Kurztitel „EN-12642 Code XL“. Bei der Erarbeitung der Normen hat man die Aufbauten in zwei Gruppen eingeteilt. Den sogenannten Standard-Aufbau Codel L mit Maximalfestigkeiten der Aufbauten und den verstärkten Aufbau Code XL mit Mindestfestigkeiten.

Die Vorgaben beziehen sich auf die Stirnwand, die Seitenwände und das Heckportal. Die Prüfung der Bodenbelastung ist nicht beinhaltet, weil diese bereits in der EN-283 enthalten sind. Die Norm lässt den Aufbauherstellern viele Freiheiten, solange die geprüften Festigkeiten innerhalb der Vorgaben liegen.


Die nachfolgende Übersicht ist ein Auszug aus der Norm mit den aktuellen Vorgaben. Der Buchstabe „P“ steht für die technische Nutzlast des
Fahrzeugs, bzw. des Aufbaus. Beim Standard-Sattelauflieger ist das im Regelfall der Wert 27.000kg.


Die Festigkeit der Stirnwand muss auf der ganzen Breite und bis dreiviertel der Höhe geprüft werden. Um formschlüssig zu sichern, muss diese Fläche berücksichtigt werden. Vor allem auf die Ladebreite ist zu achten.


Für den Verlader kommen noch drei wichtige Kontroll-Aspekte hinzu, nämlich

– die in der Norm festgelegte Kennzeichnungspflicht,
– der Nachweis für jeden Aufbau mit einem Zertifikat und
– die Vorgabe der Hersteller, dass die Aufbauten jährlich einmal zu prüfen sind.

Diese Art von Abstandshalter wirkt auf die Stirnwand wie ein Büchsenöffner.

Im Falle einer Vollbremsung würde die Stirnwand einfach durchgedrückt werden.

Der Verlader muss also darauf achten, dass die Stirnwand zumindest in der ganzen Breite belastet wird.


Soviel zu den Randbedingungen, welche von der Norm vorgegeben sind. Damit die Aufbauten die Kräfte aufnehmen können, haben die Hersteller ebenfalls Randbedingungen formuliert. Diese sind im Zertifikat, auf den jeweiligen Aufbau bezogen, beschrieben.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass diese Randbedingungen bei allen Herstellern im Wesentlichen die gleichen sind.

Sie lauten:
– Gleit-Reibbeiwert von mindestens μD=0,30
– Formschlüssige Beladung in Fahrtrichtung
– Ladungsbreite mindestens 240cm
– Max. zulässiger Abstand Ladung/Rückwand 15cm

Meistens werden für spezielle Ladungen, wie z.B. Getränke, noch besondere Vorgaben gemacht, an die sich sowohl der Fahrzeughalter, als auch der Verlader zu halten hat.

Wie sieht das ganze in der Praxis aus. Der LKW kommt in die Ladezone, der Fahrer schiebt die linke Plane auf, der Staplerfahrer stellt die Ladung auf die Ladefläche, der Fahrer schließt die Plane wieder und fährt los. So ungefähr laufen die meisten Verladungen ab.

Tatsächliche sind folgende Maßnahmen erforderlich:


1. Der Verlader sollte prüfen, ob der Fahrer das Code XL-Zertifikat dabei hat und es lesen, um festzustellen, welche Besonderheiten zu beachten
sind.

Dann ist eine Augenkontrolle erforderlich, um sicherzustellen, dass die Aufbaufestigkeit nicht durch Schäden beeinträchtigt wird. Als letztes ist der Nachweis für die jährliche Prüfung zu kontrollieren.

Fahrzeuge, mit Schäden wie im Bild rechts, sollten auf keinen Fall beladen werden.

2. Eine solche Kennzeichnung würde das Zertifikat nicht ersetzen, aber als Code XL Nachweis erst mal ausreichen. Gemäß der neueren Kennzeichnungsvorschrift muss die Belastbarkeit der Stirnwand sogar in verschiedenen Höhen angegeben werden.

3. Als letztes ist der Nachweis für die jährliche Prüfung zu kontrollieren. Die könnten so oder ähnlich aussehen, aber auch die Papierform wäre in Ordnung.

4. Der Hersteller macht die Vorgabe, dass der Gleit-Reibbeiwert mindestens μD=0,30 betragen soll. Dieser Zustand kann erreicht werden, wenn der  Fahrer die Ladefläche ordentlich mit einem Besen abkehrt.

Besenrein, das ist das Zauberwort. In der Ladungssicherung kann an vielen Schrauben gedreht werden, aber mit der „Reibungsschraube“ bewegt sich viel. Der Verlader muss also nachweislich sicherstellen, dass die Ladefläche vor dem Beladen abgekehrt wurde.


Formschlüssige Beladung in Fahrtrichtung bedeutet, dass die Ladeeinheiten beginnend an der Stirnwand lückenlos aneinander gereiht werden. Dabei kommt es darauf an, dass die Kräfte aus den einzelnen Ladeeinheiten durchgängig an die Stirnwand übertragen werden.

Instabile, über- oder unterbaute Ladeeinheiten tun das nicht. Beispiel dazu:


Eine solche Ladung wird sich in jede freie Lücke bewegen. Die Ladeeinheiten-Sicherung ist vollkommen unzureichend.

Überbaute Paletten übertragen die Kräfte über das Produkt an die Stirnwand oder andere Ladeeinheiten. Der Schadensfall ist vorprogrammiert.

Ob die Aufbaufestigkeiten tatsächlich die Ladung über Formschluß sichern können, hängt entscheidend von der Art der Ladeeinheiten und deren Sicherung ab. Bei einer solchen Ladeinheit von Formschluss zu reden ist grob fahrlässig, denn die Stirnwand wird unweigerlich beschädigt.


Formschlüssige Beladung zur Seite bedeutet, dass nach Herstellervorgabe die Ladungsbreite mindestens 2,40m betragen muss. Die Innenbreite der heutigen Standard-Aufbauten liegt zwischen 2,40m und 2,50m, je nach Ausführung und Aufbauart. Die Vorgabe von 2,40m lässt sich auf das Euromaß zurückführen.


Es lassen sich also zwei Europaletten quer oder drei längs in eine Ladereihe stellen. Natürlich werden an die Ladeeinheiten wieder die gleichen  Anforderungen gestellt, form- und kippstabil, damit die Fliehkräfte bei der Kurvenfahrt oder Ausweichbewegung lückenlos übertragen werden.


Die Summe der zulässigen Lücken ergibt sich aus der maximalen Innenbreite des Aufbaus, abzüglich 2,40 m. Ein gängiges Maß sind 8 cm als Lückensumme.
Formschlüssige Beladung nach hinten bedeutet, dass der Abstand zum Heckportal maximal 15 cm betragen darf. Ist der Abstand größer, muss er entweder
ausgefüllt werden oder die Ladung ist nach hinten zu sichern. Um den Abstand auszufüllen, gibt es mehrere Lösungen. Die gängige Lösung ist die Verwendung von Europaletten.


Sofern die Paletten stehend gestaut werden, muss darauf geachtet werden, dass sie beim Öffnen der Hecktüre nicht herausfallen.

Es ist also besser, die Paletten vor der letzten Ladereihe zu positionieren.

Der nachfolgende Auszug ist in den meisten Zertifikaten zu finden:


Das bedeutet, wenn die Vorgaben, welche ich vorstehend beschrieben habe, nicht erfüllt werden, dann übernimmt der Hersteller keine Garantie, dass der Aufbau die Sicherungskräfte aufnehmen kann. Der verantwortliche Verlader ist also gehalten, nachweislich dafür zu sorgen, dass die notwendigen Maßnahmen/Kontrollen durchgeführt werden.

Falls nicht, hat er gemäß §22 StVO „Ladung“, unter Anwendung der Methoden entsprechend der „VDI-2700 „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen“, (die anerkannten Regeln der Technik) anzuwenden. Er muss auch im Fall der Fälle den Nachweis erbringen, wie die Ladungssicherung zu dem Zeitpunkt ausgesehen hat, als der LKW den Verantwortungsbereich des Verladers verlassen hat.

Leider zeigt die Praxis, dass oft mit viel Glück gearbeitet wird.


Ladungssicherung Schulungen

Das LagerLogistik bei Rothschenk - G&H GmbH Rothschenk


Bild Firmengebäude Rothschenk
Eine Mitarbeiterin der G&H GmbH Rothschenk näht ein Gurtband an einen Stausack.

In eigener Sache:
Rothschenk. Das sind wir.

Rothschenk ist ein Hersteller von Ladungssicherung für Überseecontainer. Im beschaulichen mittelfränkischen Aub, entwickeln, testen und vertreiben wir eigene Ladungssicherungsmittel wie Stausäcke/Staupolster, Lashing Rückhaltesysteme, Kantenschutzwinkel, Antirutschmatten, Zurrgurte und Fass-Sicherungen. Einen kleinen Einblick in unsere Produktwelt erhalten Sie in unserem Online Shop: [R] SHOP24.

Wir entwickeln für unsere Kunden, zu denen auch Großkonzerne z.B. aus der Chemie-, Getränke– und Automobilbranche gehören, indiviuelle Ladungssicherung. Daher sind wir es gewöhnt uns in unserer eigenen Forschungs- und Testabteilung neue Produkte und Lösungen einfallen zu lassen.

Wir stehen für Qualität „Made in Germany„. Nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Herstellung. Denn wir sind der einzige Hersteller für Ladungssicherung mit einem eigenen Produktionsstandort in Deutschland. Echtes „Made in Germany“ eben.


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Wir antworten natürlich zügig und professionell. Ihr Rothschenk Team.


Zusammenfassung des Artikels:

Ein Formschluss ist eine formschlüssige Ladungssicherung, bei der die Ladung durch Anlegen an den Fahrzeugaufbau gesichert wird. Dies kann durch bündiges und lückenloses Verladen der Ladung oder durch die Verwendung von Hilfsmitteln, wie z. B. Keile, Sperrstangen oder Zurrnetze, erfolgen.

Um einen Formschluss zu erstellen, müssen folgende Schritte durchgeführt werden:

  1. Die Ladung muss so auf der Ladefläche verteilt werden, dass sie gleichmäßig belastet ist. Dies verhindert, dass die Ladung verrutscht oder umkippt.
  2. Die Ladung muss an den Fahrzeugaufbau anliegen. Dies kann durch bündiges und lückenloses Verladen der Ladung oder durch die Verwendung von Hilfsmitteln, wie z. B. Keile, Sperrstangen oder Zurrnetze, erfolgen.
  3. Die Ladung muss gegen Verrutschen und Verrollen gesichert sein. Dies kann durch die Verwendung von Zurrgurten, Zurrketten oder Zurrdrahtseilen erfolgen.

Hier sind einige Tipps zur Erstellung eines Formschlusses:

  • Verwenden Sie die richtigen Hilfsmittel. Die Hilfsmittel müssen für das Gewicht der Ladung und die zu erwartenden Belastungen geeignet sein.
  • Spannen Sie die Hilfsmittel richtig an. Die Hilfsmittel müssen fest anliegen, um die Ladung zu sichern.
  • Überprüfen Sie die Ladungssicherung regelmäßig. Die Ladungssicherung muss vor jedem Transport überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie sicher ist.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie einen Formschluss erstellen, sollten Sie sich von einer Fachkraft beraten lassen.

Hier sind einige Beispiele für die Erstellung eines Formschlusses:

  • Eine Ladefläche mit festen Seitenwänden ist vollständig und lückenlos mit Stückgut auf Europaletten ausgefüllt. In diesem Fall wird die Ladung durch die Seitenwände des Fahrzeugs gegen Verrutschen und Verrollen gesichert.
  • Eine freistehende palettierte Ware wird auf der Ladefläche mit einem Zurrnetz gesichert. Das Zurrnetz wird an den Seitenwänden des Fahrzeugs und an der Ladung angeschlagen.
  • Ein Bagger wird durch Diagonalzurren mit Zurrketten auf einem Tieflader fixiert. Die Zurrketten werden im Winkel von 45° bis 60° an der Ladung und dem Fahrzeug angeschlagen.

Formschlüsse sind eine sichere und effektive Methode zur Ladungssicherung. Sie sollten immer dann verwendet werden, wenn dies möglich ist.

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Kommentare (2)

  • Pia Antwort

    Ich finde es schonmal gut, dass der Aufbau im Zertifikat beschrieben ist. Wahrscheinlich lässt sich auch nur so Sicherheit garantieren. Das ist schon wichtig wenn man einen LKW korrekt aufbauen möchte.

    18. Januar 2023 bei 11:41
    • Thomas Bauer Antwort

      Hallo Pia,
      danke für dein Feedback. Gerade die Bodenbelastungen welche auf einen LKW-Aufbau einwirken sind nicht zu unterschätzen. Dies behandeln wir in einem separtem Blog Beitrag: Bodenbelastungen am LKW. Schreibt gerne weiter in die Kommentare, was Ihr zu den LaSi-Themen denkt. Euer Rothschenk Team.

      30. Januar 2023 bei 15:43

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