Manch einer kennt vielleicht den Spruch:
„Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“.
Das drückt aus, dass man hilflos und ohne Einfluss auf das Geschehen ist.
Das trifft zum Teil auf den Seetransport zu. Die vermutlich ältesten Ladungssicherungsvorschriften gab es bereits in der Seefahrt.
Alles musste fest verzurrt und verstaut werden, damit die Ladung nicht verrutscht, dass Schiff instabil wird und eventuell sogar sinkt.
Da die heutigen Schiffe immer noch nach den gleichen physikalischen Grundsätzen schwimmen und sich das Meer mit seinen Erscheinungsformen Wind, Wellen und Strömungen auch mit neuester Technik nicht 100%ig richtig einschätzen lässt, muss mit Sicherheitsfaktoren gearbeitet werden.
Der CTU-Code 2015 beschreibt dies in der Anlage 7, Kapitel 2.4 im Detail.
Damit wären wir bei MSL und der LC. MSL steht für „Maximum Securing Load“ oder auch Einsatzfestigkeit und LC für „Lashing Capacity“ bzw. Zurrkraft.
Die MSL entspricht der LC. Der Kürzel MSL wird überwiegend in der Seefahrt verwendet, während das Kürzel LC im Regelfall beim Landtransport benutzt wird.
Diese Kürzel repräsentieren Belastungswerte für Sicherungsmittel oder Einrichtungen, die bei der Ladungssicherung nicht überschritten werden dürfen.
Sie werden meist in KiloNewton (kN) angegeben. Die Sicherungsmittel können Seile, Ketten oder Gurte sein, aber auch Anschlagpunkte an Fahrzeugen oder Verbindungsmittel.
Die Basis für das Ermitteln der MSL oder LC ist die jeweilige Bruchkraft. Also die Kraft, bei der das Sicherungsmittel oder die Einrichtung versagt.
Hier das Beispiel für einen gebrochenen Schäkel, der eine Bruchlast von 306 kN hatte und weit über die zulässige MSL belastet wurde.
Die Belastung hätte maximal 153 kN betragen dürfen.
Beispiel einer Eisenstange, welche durch Dehnung eingeschnürt ist und dann abreißt.
Diese Angaben basieren auf den: Richtlinien für die sachgerechte Stauung und Sicherung von Ladung bei der Beförderung mit Seeschiffen (Entschließung A.714(17)) (CSS-Code).
Das ist ein detailliertes Regelwerk mit Berechnungsbeispielen für bestimmte Ladungen. Dort wird noch ein weiterer Faktor eingeführt.
Der Sicherheitsfaktor CS (Calculated Strength) für komplexe Ladungssicherungs-Situationen, um die ungleichmäßige Verteilung der wirkenden Kräfte zu kompensieren.
Bei der Berechnung dieser schwierigen Ladungen kann er folgende Werte annehmen:
- 1,5 wenn keine Horizontalwinkel berücksichtigt werden,
- 1,35 wenn Horizontalwinkel mitgerechnet werden
- und der Faktor 1,2, wenn die wirkenden Kräfte im Wesentlichen bekannt sind.
Die Berechnung des CS-Wertes erfolgt, in dem die MSL durch den angenommen Faktor (1,5; 1,35 oder 1,2) dividiert wird.
Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass die Sicherungsmittel eine vergleichbare Dehnung haben, möglichst gleichartig sind und nicht über raue Oberflächen oder scharfe Kanten geführt werden.
Hinsichtlich der Dehnung sollten die wirksamen Längen nicht zu stark unterschiedlich sein.
Interessierte Leser können sich unter dem Link: https://www.tis-gdv.de/tis/ls/inhalt3-htm/ auf der Seite des TIS-GDV weitere Informationen holen, bzw. den CSS-Code herunterladen.
Für den normalen Verlader, der lediglich die Ladung im Container staut, sind die vorstehenden Ausführungen lediglich Hintergrund Wissen, um die diversen Bezeichnungen und Abkürzungen richtig einordnen und verstehen zu können.
Ihr Sigurd Ehringer
<< Zum vorherigen Beitrag
Folge 25: Welche Zurrarten gibt es bei der Ladungssicherung?
Zum nächsten Beitrag >>
Folge 27: Wie ist das mit den Zurrwinkeln?
Sigurd Ehringer
✔ VDI-zertifizierter Ausbilder für Ladungssicherung ✔ Fachbuch-Autor ✔ 8 Jahre Projektmanager ✔ 12 Jahre bei der Bundeswehr (Kompaniechef) ✔ 20 Jahre Vertriebserfahrung ✔ seit 1996 Berater/Ausbilder in der Logistik ✔ 44 Jahre Ausbilder/Trainer in verschiedenen Bereichen —> In einer Reihe von Fachbeiträgen aus der Praxis, zu Themen rund um den Container und LKW, erhalten Sie Profiwissen aus erster Hand. Wie sichert man Ladung korrekt und was sind die Grundlagen der Ladungssicherung? Erarbeitet und vorgestellt werden sie von Sigurd Ehringer, Inhaber von SE-LogCon.