Folge 48: Stausack passend zur Ware berechnen – was ist richtig?

Der Einsatz von Staupolstern im Container ist eine gängige Methode und aus dem Repertoire an Sicherungsmethoden nicht mehr wegzudenken. Dennoch ist es eine Methode deren Wirkungsgrad zwar offensichtlich, aber auch mit Risiken behaftet ist.

Der CTU-Code widmet den Staupolstern in der Anlage 7 Anhang 4 ein ganzes Kapitel und hat es gespickt mit Formeln, die den normalen Verlader/Versender auf den ersten Blick überfordern. Es erscheint deshalb angezeigt die Thematik zu beleuchten und die darin enthaltene Logik zu erläutern.
Generell dienen Staupolster dazu, vorhandene Lücken zwischen Ladeeinheiten im Container zu schließen und die resultierenden Beschleunigungskräfte der Ladung ohne Unterbrechung auf die Containerwände zu übertragen.

Dazu werden zwei Betrachtungsweisen beschrieben:
1. Wie groß muss ein Staupolster sein, um eine Ladung mit bekanntem Gewicht, unter definierten Beschleunigungen und Reibbeiwerten, an der Bewegung zu hintern?
2. Welche Ladungskräfte kann ein Staupolster mit bekannten Maßen und Fülldruck aufnehmen?
Zu beiden Fragen sind im CTU-Code entsprechende Formeln zu finden.

Die Formeln rechts dienen zum Berechnen der Ladungskraft, die unter bestimmten Beschleunigungen und Reibbeiwerten entsteht.

Die folgenden Überlegungen orientieren sich wieder am klassischen Fünferblock aus Europaletten.

Für die Längsstehenden nehmen wir ein Ladungsgewicht von 2x 900kg und für die querstehenden 3x 800kg an. Je nach Rollwinkel muss einmal mit 1.800kg oder 2.400kg gerechnet werden.

Der CTU-Code schreibt vor, mit dem jeweils höheren Ladungsgewicht zu rechnen.

Als weitere Faktoren nehmen wir an:
Xy = 0,8g Beschleunigung beim Rollen
Cz = 0,2 Beschleunigung beim Stampfen
μ = 0,3 Reibbeiwert am Containerboden
SF = 0,75 Sicherheitsfaktor für Polster bei 1xGebrauch
Masse = 2,4t bzw.
Masse = 2.400kg
Erdbeschleunigung = 9,81m/s2 ~ 10 m/s2

Die Berechnung lässt sich für den Praktiker, der mit der Einheit „daN“ mehr anfangen kann, auch vereinfachen. Die Beispielrechnung soll das zeigen. Die erste Zeile rechnet mit Tonnen und die zweite mit Kilogramm. Für die Umrechnung von kN auf daN ist es notwendig, das Ergebnis erst mit 1.000 zu multiplizieren und dann durch 10 zu teilen. Nimmt man das Ladungsgewicht in kg an und rechnet bei der Erdbeschleunigung mit 1 hat man das Ergebnis in daN mit einem Rechengang.

Ergebnis: Das Polster muss eine Ladungskraft von 1.812daN aufnehmen können.

In der Anlage 7 Anhang 4 Kapitel 4.3 wird berechnet, welche Kraft ein Staupolster, abhängig vom Berstdruck, aufnehmen kann. Um die Auflagefläche des Staupolsters zu ermitteln muss die Formel umgestellt werden:

Formel-Stausack-Kraft-berechnen-passend-zur-Ware-Ladungssicherung-Rothschenk

Mit der Ladungskraft aus dem vorstehenden Beispiel ergibt sich, dass das Staupolster eine Fläche von 0,45m2 haben muss, um die Kraft aufzunehmen.

Um mit dem Beispiel weiter zu arbeiten stellen wir uns das ganze in der Draufsicht vor.
Container-Innenbreite = 2,34m
Europalette: 0,80 x 1,20m
Rein rechnerisch ergibt sich folgende Lückenbreite:
2,34m – 0,80m – 1,20m = 0,34m
und eine Lückenlängen von 2,40m.
Wenn wir die Höhe der Paletten mit 1,60m annehmen, dann würde sich eine maximale Polsterfläche von: 1,60m x 2,40m = 3,84m2 ergeben.

Fünferblock-Formel-Stausack-berechnen-passend-zur-Ware-Ladungssicherung-Rothschenk

Geht man davon aus, dass ein Polster nicht nur die Ladungskraft aufnehmen, sondern auch die gesamte Ladung gegen Verdrehen/Verrutschen sichern soll, dann würde eine Polsterlänge von 2,00m ausreichen. Ausgehend davon, dass die Paletten in der Höhe ebenfalls stabil sind, könnte die Polsterhöhe auf 1,40m reduziert werden.
Die wirksame Polsterfläche von 2,00m x 1,40m = 2,80m2.

Fünferblock-Zeichnung-Formel-Stausack-berechnen-passend-zur-Ware-Ladungssicherung-Rothschenk

Setzt man nun die beiden errechneten Ergebnisse ins Verhältnis zueinander, nämlich die aus dem Ladungsgewicht erforderlichen 0,45m2, zu der Fläche, welche sich aus den Ladungsmaßen ergibt, nämlich 2,80m2, dann erhält man das 6-fache an Sicherheit.

Anhand der errechneten Zahlen zeigt sich, dass ein Polster, das ladungsabhängig dimensioniert wird, im Regelfall wesentlich mehr Ladungskraft aufnehmen kann als tatsächlich erforderlich ist. Daraus lässt sich auch schließen, dass ein hoher Fülldruck nicht notwendig ist. Der Einsatz von Staupolstern erfordert viel Luft, aber wenig Druck. Das Befüllen über eine Druckluftanlage braucht mehr Zeit zum Befüllen als mit einem Gebläse. Unter der Voraussetzung, dass sonst keine handwerklichen Fehler gemacht werden, ist man damit immer auf der sicheren Seite.

Grundsätzlich gilt natürlich immer die Maßgabe, sich mit dem Lieferanten der Staupolster abzustimmen und die spezifischen Daten für die Handhabung abzufragen.

Aus der vorstehenden Beschreibung lässt sich auch erkennen, dass der CTU-Code trotz seiner vielen Formeln doch nicht so kompliziert ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Also keine Angst davor sich mit dem Regelwerk intensiver zu beschäftigen.

Ihr Sigurd Ehringer

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